In der letzten Woche (16.2.11) habe ich die eine Seite von Politikern beschrieben, und zwar ihre Beweggründe bzw. wie sie Politik, oftmals, gestalten wollen. Wie kommt man aber in diese Positionen? Die nächsten Zeilen sind meine ganz persönlichen Erfahrungen, die viele bestimmt anders sehen.
Als ich 14 war beschloss ich, Menschen helfen zu wollen, dafür wollte ich Politiker werden. Soweit so gut. Bis dahin war noch alles bestens auf dem Weg zum Berufspolitiker. Aufgrund meiner gesundheitlichen Situation konnte ich mich anfangs nur auf meinen Beruf konzentrieren. Mit 33 nahm ich dann an meiner ersten SPD Sitzung bzw. Ortsvereinssitzung teil. Es standen Nachwahlen an und ich rückte in den Vorstand. Alle hatten mich lieb! Auf diesselbe Art gelangte ich auch ein Jahr später in den Beirat (hatte ich schon am 5.5.2009 beschrieben)
„Du kannst ein ruhiges unaufgeregtes Leben in der Politik führen, aber dann nur als Marionette. Oder du führst ein eigenständiges Leben indem dir auch Respekt entgegen gebracht wird, dafür mußt du kämpfen“. So endete mein Bericht.
Das ruhige Leben lag mir nicht. Nur jetzt stieߠich auf Widerstand, denn ich wollte mehr. Dabei machte ich den fatalen Fehler nur an die Sache zu denken. Ich vergaß das ich in den Bereich der bezahlten Politik wollte und dachte nur daran wie ich helfen könnte. Eine Kleinigkeit hatte ich übersehen. Ich würde jemanden das Einkommen, das Ansehen und einiges mehr wegnehmen. Da es jeder sein konnte, den ich verdrängen würde, wurde der Wind auch immer rauher und kälter für mich. Jetzt war ich nicht mehr der Liebling, jetzt war ich der Konkurrent. Das ist auch noch nichts ungewöhnliches. Diesen Weg haben fast alle vor sich bzw. hinter sich.
Da ich es, bedingt durch den späten Einstieg in die Politik, versäumt hatte notwendige Allianzen zu schließen, wurde der Versuch, in die Bremische Bürgerschaft zu gelangen, nicht leichter. Ein weiterer Fehler war war zu glauben, das es allen nur um Inhalte geht.
Berufspolitiker haben 3 Phasen. Phase 1 ist der Wunsch etwas bewirken zu wollen, Phase 3 ist das Bemühen etwas zu verändern. Zwischen diesen Phasen, die auch von viel Menschlichkeit geprägt sind liegt der absolute Gegensatz, die Phase 2. Da wird schon Jahre vor der Nominierung versucht die eigene Person ins rechte Licht zu setzen. Neben des zweifelsohne eigenen Schwerpunkts der bei jeden vorhanden ist, gibt es die Möglichkeit das man sich aufgrund seines Könnens problemlos durchsetzt oder, und das ist die Mehrzahl, man schwimmt mit in der Hoffnung berücksichtigt zu werden. Man muß auch nicht davon überzeugt sein was man so ausspricht, wichtig ist am Ende nur ein guter Platz auf der Liste. So gesehen hatte ich auch keine Chance. Denn ich bin nicht bereit mich für andere zu verbiegen oder mich anzubiedern.Ich bin deswegen nicht böse oder schlecht zu sprechen auf meine Partei. Nur weiß ich das die SPD Politiker sich genauso verhalten wie jeder andere Politiker auf der Welt. Der Grund ist ganz einfach. Es sind alles Menschen, Menschen die in allererster Linie auf die eigene Versorgung bedacht sind.
Ich bin nach wie vor stolz darauf der SPD anzugehören. Für mich ist es wichtig das ich ein paar Jahre hinter die Kulissen sehen konnte. Heute weiß ich das sich jeder genau so wie unsere jetzigen Politiker verhalten würde. Egal welche Partei es ist wenn es ans Geld verdienen geht sind alle gleich.
Von der Politik meiner Partei erwarte ich in Zukunft, das sie Menschen mit Beeinträchtigungen mehr unterstützt und sie bei der Liste für eine Wahl bevorzugt behandelt. Die meisten von ihnen haben gar nicht die Kraft all diese Kämpfe um gute Plätze durch zu stehen. Für sie geht es in erster Linie um die Gesundheit.
Und deswegen habe ich eine Bitte an meine Leser, versucht die Politiker zu verstehen, oder noch besser versucht euch mit all den Konsequenzen, in das Leben von Berufspolitikern oder wie viele sagen „die da oben “ hinein zu versetzen. Wie würde man sich wohl selber verhalten?