Manche Artikel erfordern eine Vorbereitung, die nicht so schnell zu bewältigen ist. Heute ist es mal wieder soweit. Vor ein paar Tagen ergab es sich so, das ein Freund mit mir auf das Thema „Leselust“ zu sprechen kam. Unwillkürlich waren meine Gedanken im Jahr 1967.
Auch wenn die Ärzte mir etwas über meinen Gesundheitszustand erklärt hatten, verstanden hatte ich es nicht. Doch eines war mir aufgefallen. Meine Gabe, Dinge sofort zu verstehen und mich dann auch klar auszudrücken – die war weg. Das Denken fiel schwer und richtig artikulieren war auch nicht möglich. Vieles konnte ich überhaupt nicht verstehen.
Es war kurz nach meiner fünften OP, man hatte mich in ein Einzelzimmer verlegt und mir war inzwischen bewusst geworden, das Fußball spielen nicht mehr möglich war, ja mir war klar geworden das ich von nun an mit meinen Kopf mit meinen geistigen Wissen arbeiten müsste. Doch wie? Ein Weihnachtsgeschenk war meine Rettung.
Spinne der Torwart, ein Fußballbuch für Kinder.
Beim ersten Lesen fiel es mir schwer alles zu verstehen, doch nachdem das Buch von mir zum dritten Mal durchgelesen war, konnte ich alles begreifen.
Nach ein paar Tagen fiel mir auf das dies ein gutes System werden könnte. Etwas Lesen was mir gefällt und es dann so oft wieder neu zu lesen, bis sich mein Gedächtnis erweitert hatte. Mir war nach dem Lesen, aufgefallen, das es mir leichter fiel einige Zusammenhänge und Wörter besser zu verstehen.
So kam es das rein zufällig eine Bibliothekarin turnusmäßig mein Krankenzimmer betrat, mich grüßte und wieder gehen wollte.
„Wer sind sie“
„wir verleihen Bücher an die Patienten aus unserer Patientenbibliothek. Leider habe ich kein Kinderbuch dabei die sind alle in der Kinderklinik“ sagte sie und wandte sich zum Gehen.
„Halt! ich möchte auch was lesen – es muss nur ein gutes aber dickes Buch sein“
So kamen wir ins Gespräch. Nachdem sie nun von mir wusste das die Karl May Bücher von mir schon alle gelesen worden waren, empfahl sie mir ein ganz besonderes Dickes Buch, das mit Fußball leider nichts zu tun hatte. „Quo Vadis“
Die Übersetzung heisst „Wohin gehst du?“ Es war ein Roman des polnischen Schriftstellers Henryk Sienkiewicz, der die Anfänge des Christentums unter Nero, mit allen dazu gehörigen Grausamkeiten beschreibt. 
Das war zwar schwer zu verstehen, aber mit seinen 621 Seiten genau das richtige. So wurde aus mir ein Bücherwurm der sich mit jeden Buch weiter entwickelte. Ein System was sich auch Heute noch bewährt