Dauerkarten

Es ist wieder soweit. Der Kauf unserer Dauerkarte für Werder Bremen steht an.

Es ist schon die 35. Verlängerung unserer Dauerkarte. Was anfangs nur  aufgrund der Überredungskünste einer Arbeitskollegin zustande gekommen  ist, da ihr Mann die Kartenvorverkaufsstelle bei Werder, geleitet hat, wurden sie von uns uns schnell als  Selbstverständlichkeit für uns, die wir im Mai gerne verlängerten. Diese Jahreskarten entwickelten sich zu einen festen Bestandteil unseres Lebens.

In den ganzen Jahren haben wir viel  Negatives durchmachen müssen. Aber zum Glück noch mehr Positives. Das wovon andere namhafte Vereine träumen  haben wir hautnah erleben  dürfen.

Entstanden ist es aber nicht nur durch besagte Kollegin. Vielmehr war es der Mut  etwas verändern zu  wollen. Weg aus unserer heiß geliebten Ostkurve, die damals nur aus Stehplätzen bestand. An Regen Tagen war sie nur bedingt zu genießen, denn  die Erkältung folgte fast immer auf dem Fuße. So  nahmen wir  unseren ganzen Mut und wechselten auf die Nordgerade zu den „Spießern“.

Doch es waren keine „Spießer“ oder arrogante Werder – Fans. Es waren Menschen so wie wir. Dementsprechend haben wir uns schnell wohl gefühlt

Unser Mut von 1985 hat sich schon mehrfach ausgezahlt. Damit  hat sich der  Spruch

„Nur wer wagt – der gewinnt“

bestätigt. Dieser Hang zur Veränderung, zum Wagnis etwas neues machen zu wollen, hat sich über die Jahre hinweg bewährt.

Der Kreidefelsen

Am 13. Mai hatten wir unseren 30. Hochzeitstag, die Perlenhochzeit.

perlenhochzeit

Ein Ereignis das ich mir damals in meinen kühnsten Träumen, nie für möglich gehalten hätte. Wie auch?

Viele aus unseren Umfeld sahen unsere Zweisamkeit schon als mutig an und gingen von einer kurzfristigen Beziehung aus. Eine Heirat – das grenzte an Unvernunft und konnte auch nicht von langer Dauer sein. So bekamen wir es beide oder einzeln oft genug zu hören. Wäre nicht der Zuspruch der engsten Familienmitglieder gewesen, wer weiss wie lange wir das durchgestanden hätten. 

Dadurch lernten wir sehr schnell nur auf uns zu sehen und das zu tun was wir für richtig hielten, wovon wir überzeugt waren. Ein Leben für uns und nicht nach den Vorstellungen anderer zu führen. 

Wie vor dreißig Jahren, glauben wir auch Heute immer noch an uns und sind Felsenfest voneinander überzeugt.

Kreidefelsen

So gesehen passte es auch das wir an unseren Hochzeitstag zum Königsfelsen gefahren sind. 

Diese Aneinandereihung von Kreidefelsen war schon imposant.

Morgen geht es mit dem Bericht unserer Tage auf Rügen weiter.  

Bo Derek

Die größte Schwierigkeit bestand für mich darin eine Freundin zu finden.  Obwohl ich meine größte Konzentration auf das weibliche Geschlecht legte, hielten sich meine Erfolge in Grenzen.

 

Eine Abweisung nach der anderen musste ich hinnehmen, und wenn ich mal Glück hattehielt es nicht lange. Das nervte zwar aber die Richtige fürs Leben war ja auch noch nicht dabei.

So langsam fing ich an meine Vorstellungen von „meiner Traumfrau“ zu überdenken. Sollte ich mich mit einen „häßlichen Entlein“

 

zufrieden geben,sowie Susan Boyle, oder doch lieber nach der Traumfrau so wie

 

Bo Derek suchen der man damals die 10, wie makellos, gab?

Also suchte ich nach meiner Zehn die das haben sollte was mir vorschwebte, was ich wollte. Nach drei Jahren der Suche stand sie vor mir! Nächstes Jahr feiern wir unseren 30.Hochzeitstag.

Mit meiner Beförderung ging es nicht ganz so schnell, aber 10 bzw. 15 Jahre später hatte ich es sogar zweimal geschafft. Am einfachsten war mein Erfolg als Trainer, was ich allerdings schon beschrieben habe. Mit der Politik ging es gut, jedoch nicht ganz so erfolgreich wie ich es gern gehabt hätte, immerhin habe ich viel erlebt und konnte dadurch etliches an  Hintergrundwissen erlangen. Wichtiger als die ganzen Erfolge, 

 ist mir mein Umfeld. Auch Freunde muss man sich erarbeiten. Allein, von sich aus kommt keiner auf Dich zu. Umso mehr bin ich stolz darauf ein so hervorragendes Umfeld zu haben.

So kann ich Heute, 45 Jahre nachdem ich wieder ins Leben getreten bin, zufrieden zurückblicken

 

und optimistisch in die Zukunft sehen.

Yes I can

Gut 10 Jahre nach meinen Unfall ging es mir am schlechtesten, wie ich schon mehrfach beschrieben hatte. Bis dahin hatte ich zwar immer versucht „Positiv zu Denken“, was nach aussen auch wunderbar gelang, aber in meinen Innern sah die Welt phasenweise ganz anders aus.

„Was wäre wenn?“ kam in meinen Gedanken nicht mehr vor aber nun stand das „Wie“? im Vordergrund.

„Wie soll ich all meine Ziele schaffen? Wie lange stehe ich es noch durch all diese Schwierigkeiten auszuhalten?“ Die Wende kam im Herbst 78. Auf eine gewisse Art und Weise bin ich diesen Tag Dankbar, denn danach gab es nur noch die eine Devise

JA, ICH KANN ES!

 

Mit einenmal wusste ich das ich alles schaffen kann was ich will. Egal welches Ziel ich mir vorgenommen hatte, ich würde es erreichen. Von da an fühlte ich mich als „Gesunder Mensch“. Es interessierte mich nicht mehr wie ich angesehen wurde und wie über mich gesprochen wurde, es gab nur noch das Bestreben ein normales und ausgefülltes Leben erreichen zu können.

Grundsteine hatte ich ja schon gelegt, aber ich wollte mehr! Eine Freundin – ja sogar eine Frau die ich heirate und mit der ich Glücklich sein kann, wofür ich am meisten belächelt wurde. Im Beruf wollte ich mich weiter verbessern um mehr Geld zu verdienen. Beim Fussball wollte ich mehr als Zehnjährige trainieren und irgendwann würde ich in die Politik gehen, womit ich endgültig als Träumer abgestempelt war.

 

Morgen kommt der letzte Teil       

 

Was wäre wenn?

 

Diese Frage habe ich mir auch das ein oder andere mal gestellt um dann aber wieder nach vorne zu sehen. Und doch taucht diese Frage immer wieder auf. Allerdings habe ich dabei meine Gesundheit nie in Frage gestellt.

Schon am ersten Tag nach meinen Erwachen habe ich sie akzeptiert und mich von Anfang an mit ihr zu arrangieren. Und doch hatte ich ein Problem! Was sollte aus meinen Zielen werden? Wie sollte mein Leben jetzt werden? So kam es das ich von lauter Fragezeichen umzingelt war.

Anfangs konzentrierte ich mich voll darauf wieder Laufen zu lernen damit ich Fussball spielen kann, am besten als Profi bei Werder Bremen. Doch mir wurde schnell klar, das des nur Wunschdenken bleiben wird.

„Was wäre wenn?“ verbannte ich ganz einfach aus meinen Wortschatz, was auch die nächsten Jahre gut ging – bis ich mein Interesse an Mädchen entdeckte. Deren Sympathie oder Freundschaft zu bekommen das war nicht leicht, zumindest nicht so wie ich das gern gehabt hätte.

Nachdem ich festgestellt hatte „das ich Profi geworden wäre und immer nur die schönsten Frauen gehabt hätte“ kam ich zu der Feststellung das mir diese Seifenblasen nicht helfen sondern sondern nur schaden konnten.

Spätestens da wäre der Moment gekommen um meinen Unfall zu verfluchen und „Was wäre wenn“? zu meinen Lebensmotto zu machen. Ich ich tat es nicht sondern baute mir neue Ziele auf, woran zwar viele nicht glaubten sie sogar für Träumerei hielten. Doch ich war felsenfest davon überzeugt das es zu schaffen war.

Darum geht es morgen

Ein ungewöhnlicher Geburtstag

 

In den letzten Tagen habe ich mich das erste mal genau bemüht herauszufinden wie lange ich damals, 1967, im Koma lag. Bisher war ich von 13 Tagen ausgegangen. Doch damit lag ich vollkommen daneben.

Vom 7.8.1967 bis zum 9.9.1967 , bis ca.17.30 Uhr, lag ich im Koma.

So gesehen hatte ich ich gestern meinen 45. Geburtstag.

 

Was genau an dem Samstag passiert ist kann ich nicht sagen. Aber eines werde ich nie vergessen. Die Worte des Reporters aus dem Radio.

„Es sind noch ungefähr 10 Minuten, hier in Braunschweig, zu spielen und Werder führt mit 2:0“ das war der Moment an dem ich wieder ins Leben zurückgekehrt bin.

Das Werder sogar ein Tor höher gewonnen hat, habe ich nicht mehr mitbekommen, da habe ich schon geschlafen oder mich mit der Krankenschwester gestritten weil ich den Kopfverband runter reissen wollte. Fakt ist, das ich von da an Geistig präsent war. Mal besser, mal schlechter, mal mit Lücken, mit fortlaufender Zeit jedoch immer besser. Morgen kommt die Fortsetzung

Geschwister

Vielleicht wäre es damals, in den ersten Jahren meiner Krankheit, noch schwerer für mich geworden den Anschluss an ein normales Leben zu finden, wenn ich ein Einzelkind gewesen wäre. Zum Glück habe ich Geschwister.

 

Einen Bruder und eine Schwester. Da beide jünger sind war ich auch bereit, im Gegensatz zu meinen Eltern, mir von ihnen etwas sagen zu lassen. Sie waren sie stets bemüht „ihren großen Bruder“ helfen zu können. Denn zu der Zeit war es nicht selbstverständlich das sich ein Behinderter in der Öffentlichkeit zeigte, das Gegenteil war der Fall. Mein Bruder und später auch meine Schwester haben größte Überzeugungsarbeit geleistet um meinen Kreis klar zu machen das ich nur körperlich Beeinträchtigt bin, nicht Geistig Behindert und erst recht nicht ansteckend bin.   

 

Rückblickend kann ich nur feststellen das die zwei es nicht leicht hatten. Da sich fast alles auf mich konzentrierte wuchsen meine Geschwister so nebenbei heran. Ihnen wurde nur bedingt die Aufmerksamkeit geschenkt die Heranwachsende benötigen. Es drehte sich fast alles nur um mich, was mir nicht immer gefiel. Über mich wussten meine Eltern nahezu alles. Bei den zwei war es genau das Gegenteil.

Zum Glück haben sie es nie als Nachteil betrachtet. Dadurch das sie so früh Verantwortung übernehmen mussten fiel zwar ein Teil unbeschwerte Kindheit weg aber sie haben gelernt sich zu behaupten.

Heute sind beide verheiratet haben eine Ausbildung gemacht und sind als Angestellte bzw. Selbstständiger aktiv. Sie sind ihren Weg gegangen.

Auch wenn nicht immer alles Gold war unter uns(sonst wären wir auch keine normalen Geschwister)wir haben uns immer wieder vertragen,sind aufeinander stolz und halten zusammen. 


Gänsehaut

 

Das einzige was damals half war Geduld und der Wille Gesund zu werden. Die größte Motivation waren aber die Erfolge auch wenn sie anfangs noch recht bescheiden waren, einen Grund fand ich jedesmal so wie meine ersten Schritte allein ums Bett. Genau genommen wurde ich dabei mehr gestützt als alles andere bei meinen ersten Gehversuchen, links aus dem Bett heraus, um die Vorderseite und rechts erschöpft ins Bett gefallen. Es sollte nur 1. Versuch sein. Das Gefühl meines ersten großen Erfolges war aber so riesig das ich es noch etliche male versucht habe.

Es war der Grundstein für spätere Fortschritte. So langsam wurden die Ziele größer und irgendwann konnte ich mit Hilfe einer Krüke gehen, das war unbeschreiblich dieses Gefühl. Noch Heute überkommt mich bei dem Gedanken daran eine Gänsehaut.

Einfach unbeschreiblich war dieser Moment, ein Moment der mir klar gemacht hat das alles machbar und möglich ist solange man daran glaubt, nein ich muß es deutlicher sagen.

Solange man von sich und dem was man erreichen will überzeugt ist, solange ist jedes Ziel erreichbar

Freitag der 13.

Genauer gesagt muß es heißen: Freitag der 13 Mai, denn das kommt nur alle 5 oder 6 Jahre vor das der 13. Mai ein Freitag ist. An einen solchen Freitag haben wir vor 28 Jahren geheiratet. Ich kann mich noch genau daran erinnern.

Es hatte fast den ganzen Mai geregnet, Sonnentage waren bisher Fehlanzeige. Am 11. Mai unseren Polterabend war es abends trocken, der 12 war jedoch wieder ein Regentag. Es regnete sogar noch morgens um 6 Uhr. So langsam empfanden mich alle nervig und keiner wollte meinen Worten Glauben schenken. „Wir bekommen das schönste und beste Wetter das man sich für eine Hochzeit wünschen kann“ sagte ich jeden der es wissen wollte. Aus Rücksichtnahme auf den Bräutigam widersprach mir keiner aber unterstützende Worte bekam ich nicht, stattdessen wurde ich belächelt. Das störte mich aber nicht weiter, ich blieb einfach optimistisch, so wie ich es auch die Jahre zuvor gewesen bin. Die Bedenken gegen unsere Ehe waren größer als man sich vorstellen kann. Ob es auf der Arbeit oder im Verwandtenkreis war überall hielt sich die Zustimmung in Grenzen. Sehr oft bekamen wir folgendes zu hören:

„Ist das nicht viel zu früh? Ihr kennt euch doch erst 2 Jahre“ oder

“ kann das gut gehen, ein Behinderter der eine gesunde Frau heiratet?“ Es waren sehr viel Fragen die andere beschäftigt haben.

„Wie lange mag das gehen? Das ist doch nur eine Frage der Zeit bis die Wege auseinander gehen“ war auch so ein Standartsatz.

Im Grunde genommen waren all diese Vorbehalte, ein ständiger Begleiter, seitdem wir zusammen waren. Die meisten Bedenken zielten darauf ab das ich Behindert bin. Auch bei der Vorbesprechung mit dem Standesbeamten wurde uns gesagt, das es noch nicht soviele Eheschließungen mit Behinderten Menschen gegeben hätte.

Wir fühlten uns in unseren Entschluß immer mehr bestärkt, das wir an einen Freitag, den 13. heiraten wollten. Gerade weil es ein sogenannter Unglückstag ist, wollten wir zeigen das wir dem Schicksal trotzen und fest an uns und an unsere Zukunft glauben. So gesehen konnte es auch nur der 13.5. sein. Denn der Wonnemonat Mai war unser Glücksbringer.

Ach ja, wir mußten bei leichten Nieselregen durch die halbe Stadt fahren. 500 Meter vor dem Standesamt, oder 30 Minuten vor der Eheschließung, kam die Sonne heraus. An dem Tag hatten wir ein absolutes Traumwetter, das sich die nächsten Wochen hielt.

Mein Glaube an das Gute hatte sich wieder einmal ausgezahlt.