Was soll ich machen?

 

Das die Leistungen der Sportler in London für mich nachvollziehbar sind liegt in den Anfängen meiner Aktivitäten beim Behindertensport. Mein Leben hatte ich dem Sport gewidmet denn dort bekam ich die Bestätigung die mir sonst verwehrt wurde.

In einer Phase, in der es mir körperlich und geistig nicht gut ging machte ich im Schnelldurchlauf das Sportabzeichen. Dabei entdeckte ich meine Fähigkeit schnell auf kurzen Distanzen laufen zu können sowie eine Begabung für den Weitsprung. Das gefiel mir, doch wirklich gut und auch  erfolgreich war ich im Schwimmen.

Aus meiner Sicht waren es die besten Voraussetzungen um in all den Disziplinen an den Paralympics teilnehmen zu können. Doch bald war mir klar, das ich nicht alles zusammen machen kann, denn so würde mich nicht einmal qualifizieren können. Über all dem stand meine Leidenschaft für den Fussball.Unweigerlich stellte ich mir immer wieder die Frage

„Was soll ich machen?“

Wenn ich es ernsthaft angehen wollte um an den Paralympics teilnehmen zu können, musste ich mich spezialisieren. Gemessen am Erfolg wäre nur mein ungeliebtes Schwimmen in Frage gekommen.

Leichtathletik konnte ich verschmerzen aber beim Fussball hatte ich Probleme. Dazu käme das Aus für andere Aktivitäten. Mein ganzes Leben hätte ich nur noch dem Schwimmen widmen müßen. Nach Jahren der Disziplin und Willensstärke um meine Gesundheit voranzubringen wollte ich nicht schon wieder das Wort „Verzicht“ in den Vordergrund stellen.

Denn genau das zählt für Beeinträchtigte Sportler mehr als für jeden anderen. Eiserne ja nahezu verbissene Disziplin sowie Willensstärke dazu der ständige Verzicht auf vieles, was gemeinhin als „angenehme Dinge des Lebens“ bezeichnet wird.

Aus diesen Gründen steht für viele Sportler der persönliche Erfolg im Vordergrund. Mit etwas Glück reicht es zu einer Medailie, wenn nicht freut man sich über die Teilnahme. 

19.4.2009

Am 19.4.2009 habe ich etwas über meinen sportlichen Anfang geschrieben und dabei eine Fortsetzung in Aussicht gestellt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür gekommen. Ich möchte es diesmal jedoch von einer anderen Seite aus wiedergeben.

Es fing alles ganz einfach mit einen Golfball an. Den haben wir in der Pause immer zum Fußballspielen benutzt. Das war für mich die ideale Lösung, weil ich den mit meiner Krüke gut treffen konnte. Damals, 1968, war das der optimale Einstieg um Freunde zu gewinnen. Sehr schnell merkte ich das es im Sport keine Vorurteile gab, stattdessen entstand dort ein Gemeinschaftsgefühl.

Genau das war es was ich brauchte. Das Gefühl einer von ihnen zu sein, gemeinsam lachen, gemeinsam ein Ziel haben. Obwohl sich das nur auf die 10 Pause beschränkte, es gab mir ein Gefühl der Stärke. Es dauerte nicht lange und ich schloß mich der Bremer Behindertensportgruppe an. Anfangs hielt sich meine Begeisterung dafür in Grenzen, aber meine Mutter hatte sich dafür stark gemacht und so ging ich da mal hin, in dem festen Glauben das Kapitel schon bald für beendet erklären zu können. Doch es kam ganz anders. Das erste Mal seit meinen Unfall war ich unter Behinderten, ein ganz neues Gefühl.

Der Rest kommt heute Abend

Donnerstags

Letzte Woche wollte ich anfangen von meinen Sportlichen Aktivitäten zu berichten. Leider hatte ich es vergessen.

Nun haben wir wieder Donnerstag. Wenn ich nachher Glück habe gewinnt meine Mannschaft, so wie es letzte Woche der Fall war. Wenn nicht, dann gehe ich genauso zufrieden nach Hause. An solchen Tagen denke ich nicht (oder nur kurz) an meine schlechte Leistung oder das miserable Ergebnis. Ich orientiere mich daran das ich geschwitzt habe, unverletzt das Spiel beendet habe und das es nicht sehr viel, genauer gesagt – keinen in meinen Umfeld, gibt, die in meinen Alter noch Fußball spielen. Als Ergänzung habe ich dann noch den Hinweis auf eine gewisse körperliche Fitness.

Es gibt für mich also genügend Gründe zufrieden nach Hause zu fahren. Es kommt nur auf die Sichtweise an.

Ach ja, solange ich spiele ist das Ergebnis für mich wichtig – ja sogar entscheidend. Aber sobald die 90 bis 95 Minuten vorbei sind tritt die oben angeführte Regel in Kraft.

Special Olympics Persönlich

Die Athletinnen und Athleten sind das höchstes Gut von Special Olympics- für sie wurde Special Olympics vor 40 Jahren gegründet, in ihrem Sinne wirkt die Special Olympics Idee weltweit und für ihre Wertschätzung und Integration engagieren sich Menschen in 180 Ländern.

In Deutschland gehören derzeit 30.000 Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung zu Special Olympics, erlernen eine Sportart und trainieren für die Wettbewerbe. Sie leben die Special Olympics Idee, mit den Mitteln des Sports das eigene Potential zu erschließen, selbstbewusster und selbständiger zu werden und sich aus eigener Kraft Anerkennung in der Gesellschaft zu erwerben. Dafür gibt es viele Beispiele und bewundernswerte Erfolgsgeschichten, die natürlich das gesamte Umfeld der jeweiligen Athletinnen und Athleten einschließen. Einige davon können Sie auf dieser Website und in unseren monatlichen Newslettern lesen.

Vor allem aber sind die Sportlerinnen und Sportler mit ihrer Offenheit, ihrer Begeisterung, ihrem Engagement für ihren Sport und mit ihrer unvergleichlichen Art, sich zu freuen, die besten Botschafter in eigener Sache.

So lautet die offizielle Beschreibung auf der Homepage der Special Olympics.

Und es stimmt. Die letzten 2 Absätze treffen 100% zu. Selbstbewußter und selbstständiger durch Sport. Nirgendwo ist diese Aussage zutreffender als bei Menschen mit Beeinträchtigungen. Das es immer wieder Erfolgsgeschichten gibt liegt daran, das die meisten Behinderten, vor allen geistig und Mehrfach Behinderte, nur positiv denken.

In meinen vielen Begegnungen habe ich nie Negativ denkende Menschen erlebt. Egal welche Beeinträchtigung sie haben. Mag es aus der Sicht „Gesunder Menschen“ noch so schlimm sein, das stört sie nicht. Sie blicken nach vorn und freuen sich des Lebens. Sie freuen sich über jeden Tag den sie erleben können.

Es gab auch bei mir Phasen in denen ich nicht so sicher und zuversichtlich war. Als ich dann aber Menschen getroffen habe die Mehrfach beeinträchtigt sind, konnte ich immer nur feststellen, das mein Zweifeln unbegründet war und das ich keinen Grund zum Hadern habe. Stattdessen darf es für mich nur eines geben.

Den Blick nach vorne und positives Denken. Genau das kann ich nur jeden empfehlen

Donnerstags-Fußball

Auf vielfachen Wunsch meiner Mannschaftskameraden, die inzwischen auch eifrige Leser dieses Blogs sind, werde ich versuchen die Geschichte unserer Mannschaft wieder zu geben, bzw. die einiger Spieler.

Die Truppe wurde vor fast 30 Jahren gegründet. Die Mannschaft hat schon einige Höhen und Tiefen durchlebt. Seit 10 Jahren bin ich dabei. In dieser Zeit hatten wir einige Spieler die aufgrund von Knie Problemen aufhören mussten. Leider hatten wir auch zwei Todesfälle zu beklagen. Der Altersdurchschnitt beträgt ca. 55 Jahre. Oder um es noch deutlicher zu sagen: wir sind zwischen 38 Jahre und 71 Jahre alt. Das sind die Eckdaten.

Das Besondere ist unser Gemeinschaftsgefühl. Als ich vor 10 Jahren dazu kam, war es für mich keine Selbstverständlichkeit sofort aufgenommen zu werden. Ein Behinderter unter lauter körperlich Gesunden, ob das gut geht? Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Es ging gut, denn bei der Mannschaft steht der Mensch im Vordergrund. Das war eine angenehme Erfahrung die ich gemacht habe. Es hat mir Sicherheit und im Laufe der Zeit auch Stärke gegeben. Wie wichtig das Zusammengehörigkeitsgefühl für unsere Mannschaft ist konnte unser Ältester und Gründer in den letzten Jahren feststellen.

Vor einigen Jahren wurde ihm der Fuß abgenommen. Kurze Zeit später stand er wieder auf dem Spielfeld, genauer gesagt, im Tor. Es dauerte nicht lange und ihm wurde das Bein amputiert. Jeder normale Mensch hätte aufgehört ans Fußball spielen zu denken. Er nicht! Er hatte nur ein Ziel. Wieder spielen. Er hat sein Ziel erreicht. Vor 2 Jahren machte ihn eine andere Verletzung schwer zu schaffen. Spätestens jetzt war das Ende seiner Karriere gekommen. Aber wieder hatte er nur ein Ziel. Und er hat das fast unmögliche mit eisernen Willen und Disziplin, gepaart mit dem festen Glauben es zu schaffen, wahr gemacht. Nach fast eineihalb Jahren steht er wieder im Tor. Mit Auge, Reaktionsvermögen und der richtigen Ahnung versucht er die Bälle abzuwehren. 2 Meter Breit und 1,40 Hoch sind unsere Tore, genug Platz um den Ball dort unter zu bringen. Regelmäßig verzweifeln die Gegner an ihm. Ich möchte ihn nicht hervorheben, dafür scheitere ich zu oft an ihm, was ich dann auch nicht lustig finde. 

Aber er ist das beste Beispiel dafür, das es sich immer lohnt zu kämpfen, das es sich immer lohnt nicht auf zu geben, das es sich immer lohnt positiv zu denken, und wie wichtig Freunde seien können. Wir haben immer den Kontakt zu ihm aufrecht erhalten. Die Mannschaft hat ihn nie vergessen. Um Gesund zu werden mußte er aber selber kämpfen. Das hat er auch auf eindrucksvolle Art und Weise bewiesen. Alles ist möglich! Der Wille muß nur da sein.


Rücksicht

Heute war wieder fussball angesagt. Es war ein unmögliches Wetter. Drückend bis zum Umfallen. Schon nach ein paar Minuten lief mir der Schweiß nur so runter. Und es kam noch schlimmer. Innerhalb kürzester Zeit lagen wir 1:3 zurück.

Aber wir haben fest an uns geglaubt. Wir haben unsere Spielweise beibehalten. Wir haben uns nicht beirren lassen. Und am Ende haben wir auch 5:3 gewonnen.  Viel wichtiger war aber das wir alle Spass hatten, gelaufen sind und sich keiner verletzt hat.

Während des Spiels gab es eine Begebenheit die den Charakter unserer Mannschaft wiederspiegelt. Ein Mitspieler, der sich auch mal gerne etwas robuster einsetzt, versuchte mich durch überharten Körpereinsatz auszubremsen. Daraufhin wurde er von den anderen zurechtgewiesen, das er bei mir rücksichtsvoller sein sollte. Nicht das ich unter Artenschutz stehe, aber bei allzu harten Einsatz ziehe ich fast immer den kürzeren weil ich ja nur mit der rechten Körperhälfte dagegen halten kann. Das war bei meiner ersten Fußballtruppe anders. Da ging ich doch oft zu Boden. Da wurde ich ziemlich unsanft angegangen. Sogar die Grätsche wurde bei mir eingesetzt. Aber das habe ich mehr als Auszeichnung gesehen.

Welch ein Unterschied zu heute. Es besteht aber auch ein gewisser Qualitätsunterschied zur vorherigen Truppe. So konnte ich gestern machen was ich wollte, wenn ich vorm Tor war bzw darauf zu gelaufen bin. Ein Gegenspieler konnte mich immer ausbremsen. Er war immer eher am Ball als ich. Und jedesmal mit fairen Mitteln.

Darum macht mir das Fußballspielen in dieser Mannschaft auch soviel Spass. Das wichtigste für uns ist die Gemeinschaft. Und ich werde von keinen als Exot betrachtet, weil ich der einzige körperlich Behinderte bin. Das liegt vielleicht auch daran das ich nie Sonderrechte beansprucht habe. Stattdessen habe ich mich durchgebissen. Und das war der richtige Weg

Gefeuert

Gestern ist der Trainer von Bayern München gefeuert worden. Dieses Gefühl ist mir nicht unbekannt. Das ist mir auch zwei mal passiert.  Aber ich habe mich nicht lange geärgert, sondern war stolz auf mich. Beim 1. Verein wollte mich die 3. Herrenmannschaft als Co-Trainer nicht mehr. Wie sich später herausstellte war ich ihnen zu hart im Training. (Ein paar Mal war ich alleinverantwortlich) Sie hatten die Vorstellung: Gewinnen und aufsteigen ohne sich dafür zu quälen. Das Bier danach war wichtiger als alles andere. Es ist  so als wenn ein Kranker wieder gesund sein will ohne etwas dafür tun zu wollen. Das konnte nichts werden.  Mit dieser Einstellung waren sie bei mir an den falschen geraten. Als ich für 3 Wochen alleinverantlich war, habe ich sie geschliffen.  Dann war meine Tätigkeit als Co. vorbei. Ich wurde gefeuert! Für die Jugendmannschaft durfte ich als 1. Trainer weiter machen. Sie waren bereit sich zu schinden und folgten meinen Anweisungen. Die Belohnung war die Meisterschaft.

Ungefähr das gleiche Schicksal ereilte mich ein Jahr später in Bremen. Dann habe ich meine Trainer bzw. Co-Trainer Tätigkeit aufgegeben. Angefangen hatte alles 1976. Damals habe ich eine Jugendmannschaft übernommen. Es war die 8. Mannschaft in ihrer Altersklasse.  Auch wenn es anfangs ein wilder Haufen von „hoffnungslosen Jungen“ war. Sie hatten alle eine Vision. Und für dieses Ziel haben sie alles gemacht. Und wir haben auch die Vizemeisterschaft geholt. Und das gleich 2 mal hintereinander. Mir ist es gelungen einige von den 8-10 jährigen bis in die 1. und 2. Mannschaft zu bringen.

Nach 3 erfolgreichen Jahren Jugendtrainer habe ich die 1. Damen Fußballmannschaft im Bremer Osten gegründet. Sehr schnell stellte sich heraus: Es wird viel geredet aber nicht jeder ist bereit etwas zu tun. Gegen größte Widerstände ist es gelungen die Damen Mannschaft zu erhalten. Obwohl man uns keinen Trainingsplatz gab. Aber ich hatte ein Ziel und das habe ich konsequent verfolgt. Solange bis sie am Ligabetrieb teilnehmen durften. Und auch ihren Trainingsplatz haben sie bekommen. Und es kam wie ich befürchtet hatte. Die Mädchen waren erfolgreich und gewannen fast alles. Und so wurde ich vom Trainer bis zum vierten Betreuer durchgereicht. Am Schluß war ich nur noch für die Moral zuständig. Das störte mich aber nur wenig. Denn ich hatte etwas geleistet, was man mir erst einmall nachmachen sollte. Der Weg dahin hat  Kraft und Entbehrungen gekostet. Aber es hat mir sehr viel Anerkennung gebracht.

Verletzungen

Gestern wollte mein Drucker nicht so richtig mitmachen. Er hat seinen Dienst einfach eingestellt. Ich werde heute einmal nachsehen. Normalerweise schlafe ich noch ein paar Minuten vorm Fußball.  Diesmal reduzierte sich, dank des Druckers, die Erholungsphase auf wenige Minuten.

Wir hatten gestern ein super Wetter. Nur Sonnenschein. Leider bin ich, im Laufe des Spiels, in eine Unebenheit getreten. Dabei habe ich mir das linke Bein verstaucht.  Unter Schmerzen habe ich bis zum Schluß durchgehalten. Es war ja auch nicht ganz so schlimm wenn ich an andere Verletzungen denke. Obwohl, ich habe bisher Glück gehabt, sieht man mal von meinen Kreuzbandriss vor ein paar Jahren ab. Richtig schwere Verletzungen hatte ich bisher noch nicht. Es war zwar ein Rippenbruch dabei. Den habe ich versucht zu ignorieren und als Prellung abgetan. Einige Male habe ich mir den Finger oder Daumen der linken Hand gebrochen. Als mein linkes Handgelenk zertrümmert wurde, war ich sogar froh denn der Handballen der sich gebildet hatte und zur Verkrümmung des Handgelenks führte, war verschwunden.  Leistenprobleme hatte ich vor allen in übergewichtigen Zeiten zu beklagen. Meine Gehirnerschütterungen hatte ich wenige zu beklagen. Prellungen, Stauchungen, Schürfwunden sowie schmerzhafte Zehen (in den Rasen getreten oder jemand hat darauf getreten) sind nicht weiter erwähnenswert.

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Egal welche Verletzung ich gerade zu beklagen hatte,  ich habe mich immer wieder zurück gekämpft. Einzig beim Kreuzbandriss hat es über ein Jahr gedauert bis ich wieder richtig spielen konnte. Dabei habe ich auch einige Phasen durchlebt. Vom Gefühl her wollte ich schon nach 3 Monaten wieder anfangen mußte aber schnell feststellen das wird nichts. Nach 6 Monaten stand ich schon einmal für 5 Minuten auf dem Platz. Mußte aber feststellen das es immer noch zu früh war. Nach 9 Monaten klappte es. Mein Knie hielt. Und es wurde immer besser. Nach über einen Jahr ging es wieder richtig gut

Meine Devise war immer: Das was ich konnte will ich wieder erreichen. Und darum fange ich am besten damit wieder an. Das galt nicht nur für den Fußball. Und mit dieser Devise bin ich bisher gut gefahren. Auch wenn der Kampf zurück zu kommen manchmal brutal war.

Gedanken 3 – über den sportlichen Anfang

Heute fange ich mal mit dem Sport an: Denn das ist meine Leidenschaft. Insbesondere der Fußball.

Es gab einen entscheidenden Grund warum ich wieder so schnell, nach meinen Unfall,   gehen konnte: Ich wollte wieder Fußball spielen. Und darum brachte mir meine Mutter auch meine Turnschuhe, die wie Fußballschuhe aussahen, ins Krankenhaus. Von da an habe ich die Pfleger und Krankenschwestern zur Verzweiflung gebracht. Sie hatten keinen Einfluß mehr auf mich. Ich wollte nur noch üben. Üben das ich wieder laufen kann. Egal wie oft ich mich übergeben habe und erschöpft ich war: Ein Versuch ging noch! Angefangen habe ich mit der Umrundung meines Bettes. Einmal rechts rum dann ins Bett und auf der anderen Seite wieder raus. Zurück gehen konnte ich ja nicht. Mit links konnte ich mich nicht halten.  Mit der Krankengymnastin habe ich die ersten richtigen Schritte geschafft. Und nach 3 Monaten konnte ich sogar allein mit der Krüke ein paar Schritte laufen.

Wahrscheinlich wäre ich lange Zeit im Rollstuhl geblieben. Aber ich hatte ein Ziel. Und für dieses Ziel habe ich alles aber absolut alles gegeben. Vielleicht war mein Ehrgeiz übertrieben und unvernünftig. Aber wer nur vernünftig ist kommt nicht weit.  Es gibt      Momente da muß die Vernunft dem Mut weichen.

Deswegen konnte ich, kurz nach Wiedereinschulung in die 5. Klasse im März, schon dem Ball hinterher jagen. Für außenstehende mag es ein komisches Bild gewesen sein. Für mich war es das größte.

Auf dem Schulhof haben wir in der Pause mit einen Tennisball Fußball gespielt. Und keinen meiner Klassenkameraden hat es gestört, das ich mit meiner Krüke versucht habe den Ball zu bekommen oder mit der Krüke den Ball geschossen haben.

Ich war dabei!!  Ich konnte Fußball spielen.  Von da an mußte ich wirklich gebremst werden. Und so begann mein Genesungsprozeß mit Hilfe des Sports. Allmählich hatte ich verstanden, das ich kein Profi werden kann. In dem Moment war es wichtig, das ich vernünftig denken und auch handeln konnte. So kam ich zum Behindertensport, der mir noch sehr viel geben sollte in den nächsten Jahren.